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Slavnostní proslov na počest mons. Václava Malého

16.09.2021 - Článek

Přečtěte si slavnostní proslov velvyslance Adrease Künneho, který pronesl u příležitosti předání Kříže za zásluhy první třídy Záslužného řádu Spolkové republiky Německo mons. Václavu Malému. Text je v originále.

Hochverehrter Weihbischof Malý, sehr geehrter Kardinal Duka, liebe Gäste,

beinahe jede Rede eines Botschafters beginnt mit „Es ist mir eine Freude“. Und manche auch mit „Es ist mir eine Ehre“. Wahrscheinlich verrate ich kein Geheimnis, wenn ich zugebe, dass das nicht immer in Gänze ernst gemeint ist.

Heute aber, für diese Laudatio, ist es nicht nur ernst gemeint, es kommt aus ganzem Herzen. Dass ich Ihnen, Weihbischof Malý, das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen darf, ist mir nicht nur eine ganz besondere Ehre, es macht mich demütig. Weil ich diesen Orden einem Menschen übergeben darf, der eine wahre moralische Instanz ist, der konsequent in jeder Phase seines Lebens mutig für das eingetreten ist, was er für richtig hielt. Ich erlaube mir, die Frage zu stellen: Wer von uns kann das schon für sich sagen?

„Priester, Heizer, Revolutionär“ – unter dieser Überschrift erschien ein Artikel in der deutschen Presse zu Ihrem 70. Geburtstag. Chronologisch müsste es „Revolutionär, Heizer, Priester“ lauten. Und, noch einmal anders: Für mich müsste es „Held“ heißen. Ein Wort, mit dem man in der deutschen Sprache vorsichtig umgehen muss, weil es durch inflationären Gebrauch in der dunkelsten Phase unserer Geschichte an Wert verloren hat. Ein Wort aber, das auf Sie im allerbesten Sinne zutrifft, lieber Herr Malý. Denn Sie haben sich eingesetzt für Freiheit und Gerechtigkeit, und für Ihren Glauben. Auch in schwerer, bleierner Zeit. Auch mit höchstem persönlichen Risiko.

Sie sind für Ihre Überzeugungen eingekerkert worden. Nach Ihrer Entlassung haben Sie nicht aufgegeben. Sie haben sich durch die neue Tätigkeit als Heizer nicht entmutigen lassen. Im Gegenteil, Sie haben tragende Rollen gespielt in dem, was wir früher im Westen „Dissidentenbewegung“ nannten. Diese Bezeichnung ist, das müssen wir heute sagen, eine Unverschämtheit. Im Widerspruch zu den grundlegendsten menschlichen Werten sind nicht Sie gewesen, sondern das, was Sie im Prager Appell „die Macht“ nannten.

Ob in eben jenem Prager Appell, in der Charta 77: Sie sind eingestanden für die Menschenrechte. Für die Rechte jedes und jeder Einzelnen. Für viele Dinge, die uns heute selbstverständlich erscheinen mögen, die damals aber mit einer ungeheuer verdrehten Sprache verunglimpft wurden und mit einer ungeheuren Gewalt ausgerottet werden sollten. Für diesen großartigen Mut gebührt Ihnen unser aller Dank.

Sie haben sich aber nicht auf die universellen Menschenrechte beschränkt. Auch die historische Gerechtigkeit, die ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte auf allen Seiten, waren Ihnen ein besonderes Anliegen. Am selben Tag, an dem Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der KPdSU gewählt wurde, erschien 1985 der Prager Appell. Ein Appell, der auch deswegen revolutionär war, weil er das Recht der Deutschen auf Wiedervereinigung zu einer Zeit thematisierte, als in der Bundesrepublik selbst kaum noch jemand an die Wiedervereinigung glaubte.

Die Versöhnung mit Deutschland lag Ihnen auch lange vor der samtenen Revolution am Herzen. Sie hatten Kontakt zu Christen in der DDR, Kontakt zur Ackermann-Gemeinde. Und nach der Wende, als zwar der Eiserne Vorhang gefallen war, aber die Vorbehalte auf beiden Seiten doch noch stärker waren als die Kraft, gemeinsam nach vorne zu blicken, haben Sie wieder Revolutionäres getan:

Sie haben den Aufruf „Versöhnung 95“, unterzeichnet, der neben anderen Dingen die tschechische Regierung zu direkten Gesprächen mit den Sudetendeutschen aufforderte und die Ereignisse der Jahre 1945/1946 als Vertreibung bezeichnete. Sie haben eine Messe beim Sudetendeutschen Tag zelebriert. Für all diese mutigen, wegweisenden Handlungen würdigt Sie der Herr Bundespräsident mit dem Orden, den ich heute übergeben darf. Sie haben zu denen gehört, denen wir es zu verdanken haben, dass Deutsche und Tschechen heute endlich nicht nur als Nachbarn nebeneinander, sondern auch als Freunde miteinander leben.

Hochverehrter Herr Weihbischof,

die Zeit reicht nicht, um alle Ihre Verdienste zu würdigen. Ihnen zu danken dafür, dass Sie gegen Fremdenfeindlichkeit eintreten auch und gerade in Zeiten, in denen das Wettern gegen die Migration in Mode ist. Ihnen zu danken für Ihr Engagement für die Demokratie.

Sie haben einmal gesagt, dass wir als Tschechen und als Deutsche mehr miteinander sprechen sollten als übereinander. Damit wir dazu Gelegenheit haben, möchte ich nun schließen und endlich das tun, wozu wir heute zusammengekommen sind: Ihnen diesen Orden zu verleihen. Sie erlauben, dass ich Ihnen die Verleihungsurkunde vorlese:


In Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste

Verleihe ich

Seiner Exzellenz Herrn Bischof Monsignore Václav Malý

Das Verdienstkreuz 1. Klasse

Des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Berlin, den 21. Juni 2021

Der Bundespräsident

Frank-Walter Steinmeier.


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