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Franz Kafka ist öfters umgezogen als Diplomaten

Botschafter Christoph Israng, © Petr Topič, Mafra
Im August 2018 hat die Tageszeitung Mladá Fronta Dnes im Rahmen einer Reihe über die Prager Botschaften ein Interview mit Botschafter Israng über sein Leben und die Arbeit im Palais Lobkowicz veröffentlicht. Lesen Sie mehr dazu.
Die Mauern des Lobkowicz-Palais atmen förmlich die Geschichte seines Landes, erzählt der deutsche Botschafter in Prag Christoph Israng begeistert. Wie er selbst sagt, gibt es in der Botschaft bis heute viele Spuren der Zeit, als tausende Ostdeutsche in der Botschaft schliefen.
• Hat Sie in Prag etwas (positiv oder nicht positiv) überrascht, als Sie vor einem Jahr nach Prag kamen?
Es gibt viele deutsche Spuren hier – sowohl aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Die deutschsprachige Literatur ist ohne Prag ja gar nicht denkbar. Ich war aber doch überrascht, wie viele Häuser es in Prag gibt, in denen Franz Kafka gewohnt hat. Er muss deutlich öfter als wir Diplomaten umgezogen sein.
• Haben Sie in Prag einen beliebten Ort, wo Sie gerne hingehen? Wo ist es und warum?
Da fallen mir gleich zwei Orte ein:
Das Czech Institute of Informatics, Robotics and Cybernetics in Prag 6, wo man das moderne Tschechien, das voller Ideen und Innovationen ist, erleben kann.
Der zweite Ort sind die Obstwiesen unterhalb von Kloster Strahov. Eine herrlich ruhige, fast ländliche Idylle mit einem wunderbaren Ausblick auf Prag.
• Und in der Botschaft selbst?
Hier atmet die Geschichte. Mit dem Lobkowicz-Palais, dem Sitz der deu. Botschaft, ist eine wichtige Etappe der deu. Geschichte verbunden. 1989 haben über 15.000 DDR-Bürger über die deutsche Botschaft den Weg in die Freiheit gesucht und gefunden. Spuren der Flüchtlinge findet man auch heute noch in der Botschaft – nicht nur auf dem Balkon, von dem Außenminister Genscher zu den Flüchtlingen gesprochen hat. Gelegentlich besuchen uns Flüchtlinge von damals und zeigen mir dann z.B., auf welcher Treppenstufe sie geschlafen haben. An einigen Wänden findet man auch heute noch Spuren von den Mehrstockbetten, die dort standen.
• Wie verbringen Sie Ihre Freizeit in Prag?
Ich gehe gerne zu Konzerten und zu Sportveranstaltungen. Ich mache auch selbst Sport. Ich laufe auf dem Petrin, bin Mitglied des Internationalen Hockey-Klubs und wurde vor kurzem Spieler im DFC Prag.
• Wie sieht es bei Ihnen mit der Tschechischen Sprache aus?
(Tschechisch) Pořád ještě nemluvím česky, jen trochu.
(Weiter auf Deutsch) Aber ich versuche wirklich Tschechisch zu lernen. Es ist aber wohl die schwierigste Sprache von allen, die ich bislang gelernt habe. Meine Sprachlehrerin ist manchmal geradezu frustriert von meinem Tschechisch, aber ich will nicht aufgeben.